Mythos entlarvt: Es ist NICHT Dein Fehler!

Ja, ich weiß, es ist mein Fehler. Ich müsste selber entspannt sein

Warum Dir dieser Satz, den ich schon oft von HundebesitzerInnen gehört habe, das Leben schwer macht, erfährst Du in diesem Artikel.

INHALT

Den Fehler finden

AHA 💡

Mein Wunsch an Dich

Entspannung üben

Fazit

Den Fehler finden

Du kennst das wahrscheinlich: Du bist unterwegs mit Deinem 🐕 Hund. Der ist aufgeregt, läuft vielleicht hierhin und dahin, zieht vielleicht an der Leine, oder benimmt sich heute einfach irgendwie daneben.

Vielleicht bist Du selbst gerade von der Arbeit gekommen und hast Dich eigentlich auf einen entspannten Spaziergang gefreut.

Vielleicht hast noch Dieses und Jenes zu bedenken und zu erledigen.

Was Du wahrscheinlich nicht wahrnimmst, ist, wie Dein Körper gerade reagiert.

Einerseits atmest Du wahrscheinlich ganz flach. Gleichzeitig wird in Deinem Körper das Hormon Adrenalin ausgeschüttet. Vielleicht weißt Du, dass es auch das“Kampf- oder Flucht“-Hormon genannt wird.

Dein Körper bereitet sich auf eine Anstrengung vor, kurbelt den Kreislauf an, um Deine Muskeln gut zu durchbluten. Gleichzeitig wird die Magen- Darmtätigkeit reduziert.

Es könnte sein, dass Du genervt reagierst, weil Dein Hund so komisch ist.

AHA 💡

Und dann hast Du Deinen Aha-Moment💡 und merkst „ich bin gestresst.“ Uff.

Wahrscheinlich hast Du schon irgendwann gehört oder gelesen, dass Du als Hundeführer entspannt und gelassen sein musst, damit Dein Hund das auch sein kann.

Wenn Du jetzt als Fehler betrachtest, wie Du Dich im Moment fühlst, setzt Du Dich selbst unter Druck und erhöhst Dein Stresslevel.

Doch was nun?

Zunächst einmal: herzlichen Glückwunsch! Du hast wahrgenommen, wie es Dir geht. Das ist toll!

Mythos?

Heißt das jetzt, dass mein Hund nicht komisch ist, weil ich gestresst bin?

Doch, möglicherweise. Dein Hund „scannt“ Dich die ganze Zeit. Er nimmt auch feine Veränderungen wahr. Und sicher merkt er, dass es Dir augenblicklich nicht gut geht.

Vielleicht spiegelt er Dich mit seinem Verhalten.

Vielleicht verunsichert ihn Deine Anspannung.

Vielleicht vermisst er im Moment eine ruhige, klare, gelassene Führung.

Es ist schon sinnvoll, selbst entspannt zu sein, wenn Du Zeit mit Deinem Tier verbringst. Aber kein Fehler, wenn es auch mal anders ist. Sondern das ganz normale Leben.

Mein Wunsch an Dich:

Sei milde mit Dir selbst. Stell Dir vor, Du wärst ein kleines Kind, das eine Aufgabe nicht auf Anhieb richtig macht. Würdest Du es schimpfen? Oder würdest Du sagen: „ist nicht schlimm, versuch es nochmal“?

Gelassen bleiben – auch in stressigen Situationen – bedarf Übung.

Kannst Du etwas dafür, dass Dein (Arbeits-)Tag Dich fordert? Vermutlich nicht. Es ist ein ganz normaler Bestandteil unseres Lebens, dass wir pendeln zwischen Anspannung und Entspannung. Und das ist gut so.

Auch für unsere Hunde.

Wichtig ist, dass nach der Anspannung ausreichend Ruhepause ist zum entspannen, verarbeiten und regenerieren.

Was toll wäre, wenn wir einfach umschalten könnten von An- zu Entspannung.

Und tatsächlich können wir das üben. Wenn wir uns bewusst werden, dass wir angespannt oder gestresst sind, können wir z. B. mit bewusstem Atmen die Anspannung reduzieren und den Stresspegel runter fahren.

Entspannung üben

Die schnellste und einfachste Möglichkeit, die ich kenne, um zu entspannen, ist das bewusste Ausatmen. Das darf gern aus dem offenen Mund kommen und wirklich lange sein. Alle verbrauchte Luft raus aus den Lungen. Dabei die Schultern fallen lassen und weich werden im Körper.

Dann ganz normal ruhig weiter atmen. Bei Bedarf wiederholen.

Du kannst auch versuchen, auf 4 einzuatmen (beim einatmen zählen „1, 2, 3, 4“), eine kurze Atempause einzulegen und auf 8 auszuatmen (beim ausatmen zählen „1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8“).

Eine weitere wunderschöne Möglichkeit schnell zu entspannen ist die Anwendung des Herz-TTouch®. Linda Tellington-Jones zeigt ihn in diesem Video.

Auch TTouches, Körperbänder oder Führübungen aus der Tellington-TTouch-Methode können helfen, schnell zu entspannen. Du kannst sie an Dir selber anwenden oder mit Deinem Hund zusammen entspannen, wenn Du ihn ttoucht.

Eine weitere Möglichkeit, Gelassenheit zu trainieren, ist Dankbarkeit zu üben und Dich immer wieder auf das, was (gerade) gut und schön ist, zu besinnen. Wie das gelingt, dazu hat Michaela Jacobs einen hilfreichen Artikel geschrieben, den findest du hier.

Es gibt noch eine Reihe weiterer Möglichkeiten, Entspannung zu üben. Einige stelle ich in diesem Silvester-Artikel vor.

Fazit

Betrachte es BITTE nie wieder als Deinen Fehler, wenn Du angespannt bist. Es gehört zum ganz normalen Leben dazu. Sei milde mit Dir selbst.

Du gibst jeden Tag Dein Bestes, Deinem Hund ein glückliches Leben an Deiner Seite zu bieten.

Wenn Ihr Beide gelernt habt, wie Ihr entspannen könnt, meistert Ihr Euren Alltag im Großen und Ganzen gelassen.

Was tun, wenn der Hund an der Leine zieht und Fehler #1 den die Meisten machen

Was die Meisten tun - ohne Erfolg

  • "Anhalten, wenn der Hund zieht und erst weiter gehen, wenn er aufgehört hat zu ziehen"
  • "Umdrehen und in eine andere Richtung weiter gehen, jedes Mal, wenn dein Hund zieht"
  • "An der Leine ruckeln und so den Hund aus dem Ziehen herausbringen"
  • "..."

Diese Liste lässt sich noch lange weiter führen.

Immer wieder lese ich von Menschen, die diese Anleitungen befolgt haben und dennoch zieht ihr Hund immer weiter. Oft jahrelang.

Bei diesen Tipps wird eine wichtige Sache außer Acht gelassen:

die  Physik!

1000 Trainingstipps befolgt und Dein Hund zieht immer (noch) an der Leine?

Wurde Dir gesagt, es geht um Erziehung, ums Durchsetzen als Mensch?

Wurde vielleicht auch die (längst überholte) Theorie der Rangordnung angebracht?

Sollst DU Rudelführer sein?

diese Annahmen helfen NICHT!

Na klar, Regeln aufstellen für Hund UND Mensch ist wichtig!

Noch wichtiger, das konsequente daran Halten, besonders als Mensch 😉

Auch ist es unabdingbar, sich und Andere nicht zu gefährden oder beeinträchtigen.

Regeln und Impulskontrolle müssen Alle LERNEN.

Warum zieht Dein Hund?

  1. Hunde laufen naturgemäß schneller als Menschen.
  2. Dein Hund möchte irgendwo (unbedingt) hin, hat ein bestimmtes Ziel.
  3. Dein Hund möchte den Abstand zu Irgendetwas vergrößern.

Vielleicht hat Dein Hund einfach noch nicht gelernt, seine Bewegungen an Dein Tempo anzupassen.

Am Horizont taucht ein Hundekumpel auf, den Dein Hund begrüßen möchte (oder einer seiner Lieblingsmenschen).

Ein interessanter Geruch zieht ihn magisch an.

Vielleicht reizt es ihn, einem bewegten Objekt hinterher zu laufen.

Möglicherweise löst auch etwas bei ihm Unbehagen aus, das er auf Abstand halten möchte, z. B. ein anderer Hund, Jogger, Radfahrer, Trecker o. ä..

Gehen an lockerer Leine: Erste fundamentale Voraussetzung

ist Physik.

In der Physik wird u. a. das Gleichgewicht der Kräfte beschrieben.

Um an lockerer Leine zu gehen, muss Dein Hund im (Kräfte-) Gleichgewicht sein.

Wenn Dein Hund zieht, verlagert sich sein Schwerpunkt. Er verliert sein Gleichgewicht.

Zum Ausgleich ziehst Du entgegengesetzt an der Leine. So stellst du das Kräfte-Gleichgewicht wieder her.

Allerdings nur in dieser Konstellation.

Zug erzeugt Gegenzug.

Würdest Du jetzt die Leine loslassen, würdet Ihr beide straucheln, vielleicht sogar hinfallen.

Blöderweise bringt Dein Hund wahrscheinlich mehr Kraft auf, als Du dagegen halten kannst.

Dann seid Ihr nicht im Gleichgewicht, auch wenn Du gegen seinen Zug an der Leine ziehst.

Gleichgewicht? - Die Sache mit dem Schwerpunkt

Bei einem Hund im Gleichgewicht liegt der Schwerpunkt des Körpers kurz hinter den Vorderbeinen.

Von diesem Punkt aus ist der Körper in alle Richtungen gleich schwer.

Bei einem Hund, der zieht, verlagert sich der Schwerpunkt nach vorn, beim Menschen, der dagegen zieht, nach hinten.

 

Warum funktionieren die o. g. Tipps NICHT?

Lernen funktioniert immer über Verstärkung.

Wenn Du anhältst, die Richtung wechselst oder an der Leine zuppelst, erreichst Du wahrscheinlich, dass Dein Hund kurzzeitig schafft, sich zu stabilisieren und seinen Schwerpunkt in die Gleichgewichtsposition zu bringen.

Sobald Ihr wieder los geht, verlagert Dein Hund seinen Schwerpunkt wieder und zieht.

Er hat nicht gelernt, seinen Körper beim Gehen in Balance zu bringen und entspannt an der Leine zu bleiben.

Hier kommt die Tellington TTouch® Methode ins Spiel

In der Tellington TTouch® Methode liegt der Schwerpunkt auf einer Verbesserung der körperlichen, mentalen und emotionalen Balance.

In sicherem Rahmen, achtsam, mit Respekt eröffnen wir mit der Methode Hund & Mensch (und anderen Lebewesen) neue Möglichkeiten.

Positive Erfahrungen bauen (Selbst-)vertrauen auf und Erfolgserlebnisse, sowie (körperliches) Gleichgewicht stärken das Selbstbewusstsein.

Ein Lebewesen, dass sich selbst bewusst ist und vertrauen kann, kann es schaffen, instinktive Reaktionen zu überwinden und gelassen zu bleiben.

Wie hilft Dir dieses Wissen vom Kräftegleichgewicht gegen das Ziehen an der Leine?

Der erste Schritt ist, Dich selbst in Balance zu bringen und in Balance bleiben.

Sobald du verstanden hast, wie Du das hinbekommst, kannst Du dafür sorgen, dass Dein Hund in körperliche Balance kommt und bleibt.

Und zwar so, dass Du dabei entspannt weiter gehen kannst.

Wie Du Deine Balance herstellst

und behältst

Mit Werkzeugen bzw. Übungen aus der Tellington TTouch® Methode wie diesen hier:

Leichtes Schütteln lockert die Gelenke.

Sobald auch nur ein einziger Finger angespannt wird, versteift der ganze Körper und gerät ins Stocken, einschließlich der Atmung.

Wie ein abgeknickter Gartenschlauch, durch den kein Wasser mehr hindurch fließt.

Finde Deine Mitte und richte Dich locker aus, wie ein guter Tänzer.

Das Bild vor Augen, wie wir uns selbst ausbalancieren, wenn wir mit unseren Füßen im Matsch stehen, kann helfen, dass wir uns selbst ins Gleichgewicht bringen indem wir unsere Füße beweglich halten.

Haben wir einen Hund, der an der Leine zieht, und bleiben starr stehen mit unbeweglichen Füßen, erzeugen wir Gegenzug und werden instabil.

Wenn wir stattdessen zum Anhalten noch ein paar Schritte weiter gehen, ein klein wenig in der Leine nachgeben (Schmelzen) hat der Hund die Möglichkeit, sich selbst zu stabilisieren und wir können die Führung übernehmen.

Wollen wir das mal zusammen üben?

(live oder online)

Wie Du Deinen Hund in Balance bringen kannst

und behältst

Anstelle in den Gegenzug zu gehen, wenn der Hund anfängt zu ziehen, kannst Du dem Zug des Hundes begegnen und langsam nachgeben, quasi "wegschmelzen".

So wirkst Du dem Vorwärtslehnen des Hundes entgegen ohne ihn dabei ruckartig zur Seite oder nach hinten zu ziehen.

Was Du dafür brauchst ist eine stabile eigene Körperhaltung.

Wie Du Dich selbst in Balance bringen kannst, hast Du eben gelesen.

Du kannst in dieser Balance bleiben, indem Du locker in Deinen Gelenken bleibst und Deine Arme leicht anwinkelst.

Drehe Deine Handfläche nach oben und halte die Leine locker in der Hand, oder am Anfang in beiden Händen.

Wenn Du die Ellenbogen in der Nähe des Körpers behältst, wird der erforderliche Kraftaufwand, Deinen Hund zu halten, gering.

Klingt kompliziert? Da hilft nur

- üben - üben - üben -

Eine Vorübung

Warum ist es so schwierig, auf den Gegenzug zu verzichten und den Hund einfach zu halten?

(Noch mehr aus der Tellington TTouch® Methode)

Wir sind so gewöhnt, unerwünschtes Verhalten zu korrigieren, anstatt vorher zu überlegen, was oder wie wir unseren Hund in einer Situation haben möchten.

Intuitiv lehnen wir uns also zurück, sobald die Leine sich strafft.

Diese Intuition zu überwinden benötigt die Erfahrung, dass es sich auch anders anfühlen kann. z. B. den Hund ohne Anstrengung halten zu können.

Vielleicht hilft es Dir anfangs, stehen zu bleiben, sobald Dein Hund anfängt zu ziehen, und Dich zu sortieren.

Bringe Dich in Balance, halte Deine Hund und "schmelze" den Zug langsam weg.

Um noch sicherer zu werden in dem Gefühl des "Begegnen und Schmelzens", kannst Du folgende Übung ohne Hund ausprobieren:

Hake Deine Finger ineinander, ungefähr auf Höhe deines Brustbeins.

Der Daumen der einen Hand zeigt dabei nach unten, der Daumen der anderen Hand nach oben.

Beobachte mal, was passiert, wenn Du jetzt mit einem Arm ziehst.

Wahrscheinlich hält Dein anderer Arm dagegen und zieht zurück, oder?

Wenn Du jetzt den Zug nachlässt in einem Arm, wird sich auch der andere Arm entspannen.

Möchtest Du noch mehr Übungen, wie diese?

Möchtest Du Deinen Alltag mit Deinem Hund leichter und entspannter gestalten?

Das "Rad"

Oder probiere, Deinen Hund in seine körperliche Balance zu bringen, indem Du zunächst, wie vorher beschrieben, Deinen Hund hältst und den Zug "wegschmilzt".

Drehe Deine Handfläche nach oben und halte die Leine locker darin.

Nun hältst Du Deinen Hund und kannst dich selbst stabilisieren.

Bringe Deinen Ellenbogen an deine Körperseite - nicht starr und fest, sondern beweglich wie die Führhand beim Tanzen.

Lockere Deine Gelenke, gebe leicht nach in Fuß-, Knie- und Hüftgelenken.

Mit der nach oben gedrehten Handfläche kannst Du nun Deinen Hund ohne großen Kraftaufwand halten, dank Deiner eigenen Stabilität.

Wenn nun Dein Hund seinen Körperschwerpunkt immer noch vorn und tief hat, bewege Deine Hand mit der Leine in einer Bewegung wie ein Rad zunächst noch dichter an Deinen Körper und dann im Bogen nach oben und wieder nach vorn.

Die ganze Bewegung ist sehr klein, das Rad etwa so groß wie Deine Hand.

Damit bringst Du Deinen Hund sanft und ohne Ruck zurück von vorn und tief nach hinten, soweit in seine Normalposition, dass er in Balance kommt.

Wenn Du das geübt hast, kannst Du das "Rad" machen, während Du in deinem Tempo weiter gehst.

Es kann sein, dass Du das "Rad" einige Male wiederholst, bis Dein Hund soweit im Gleichgewicht ist, dass er es schafft, sich an lockerer Leine Deiner Geschwindigkeit anzupassen.

Zuviel Theorie?

Möchtest Du die Übungen mit 1:1- Anleitung praktisch üben?

Dein Hund zieht immer noch an der Leine?

Nun, da ist ja auch noch die Sache mit der

ATMUNG