Die bittere Wahrheit über „Du musst der Chef sein für Deinen Hund“ und andere Parolen

„Du musst der Chef sein für deinen Hund.“
„Du musst Ruhe ausstrahlen.“

„Du musst Sicherheit ausstrahlen“

„Du musst Deinem Hund signalisieren, dass er sich entspannen und folgen kann“

Ganz ehrlich? Ich kann’s nicht mehr hören/ lesen 🙄

Solche Sätze begegnen mir immer wieder auf Social Media, im Fernsehen oder auf der Hundewiese. Und jedes Mal denke ich: Sie klingen zwar schlau nur helfen sie Dir als Hundemensch überhaupt nicht weiter.

Warum? Weil sie Dich mit einem riesigen Anspruch alleinlassen.

Warum solche Parolen scheitern

„Sei ruhig.“ „Strahle Sicherheit aus.“ Das klingt sinnvoll. Und simpel. Aber was heißt das drückt es wirklich aus?

  • Diese Parolen sind oberflächlich. Sie sagen nichts darüber, wie du überhaupt dorthin kommen sollst.
  • Sie sind unrealistisch. Kein Mensch kann einfach so seine Gefühle, seine Erfahrungen oder seine instinktiven Reaktionen ausschalten.
  • Sie machen Druck. Anstatt dir Mut zu geben, flüstern sie dir ins Ohr: „Du bist nicht gut genug.“

Dazu ein Erlebnis aus meinem Alltag: Ein Mann fuhr mit seinem Moped (!) auf dem Gehweg an uns vorbei und belehrte mich ernsthaft, mein Hund dürfe nicht bellen. Mein Hund hat niemanden attackiert, niemanden gefährdet, niemanden auch nur erschreckt. Er hat gebellt, um seine Aufregung bei dieser schnellen Bewegung zu kompensieren. Für ihn war das in dieser Situation schlicht ein Ventil.

Und genau da liegt der Punkt: Hunde sind fühlende Wesen mit Strategien, um ihre Emotionen zu regulieren. Und wir Menschen übrigens auch.

Was „Du musst der Chef sein“ wirklich bewirkt

Was macht der Satz „Du musst der Chef sein mit Dir? Was siehst Du vor Deinem geistigen Auge?

Das Problem an dieser Aussage ist: Sie wird fast immer gleichgesetzt mit streng sein, hart auftreten, laut werden.
Und automatisch passiert Folgendes in deinem Körper:

  • Du machst Dich groß, um Eindruck zu schinden.
  • Du spannst Dich an.
  • Du hältst den Atem an.
  • Du herrscht Deinen Hund an

Aber: Das bist nicht Du.
Es entspricht nicht Deiner natürlichen Art, mit Deinem Hund zu leben.

Und genau das spürt er sofort. Hunde sind Meister darin, unsere innere Verfassung wahrzunehmen. Wenn Du Dich verstellst, nur um „Chef zu sein“, wirkst Du nicht souverän. Im Gegenteil. Dein Hund spürt sofort, dass Du nicht authentisch bist.

Und wie soll Dein Hund sich an Dir orientieren, wenn Du nicht Du selbst bist?
Echte Führung entsteht nicht aus einem gespielten Chef sein, sondern aus Klarheit, Ruhe und Authentizität.

Woher diese Parolen eigentlich kommen

Viele dieser Sätze, z. B. „Du musst der Chef sein“, „Du musst dich durchsetzen“, stammen aus einem männlich geprägten Machtdenken. Führung wird dort oft gleichgesetzt mit Härte, Dominanz und Durchsetzungsvermögen. Kurz gesagt: ein Machtspiel.

Doch Führung muss nicht auf Druck und Gehorsam basieren. Im Gegenteil.
Wir können auch weich, weiblich und mit Liebe führen. Mit Achtsamkeit, Respekt und im Dialog miteinander.

Denn ein wirklich guter Chef führt nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe. Er oder sie ist eine Persönlichkeit, der man gerne folgt, weil er oder sie Verantwortung übernimmt, klar kommuniziert und dabei authentisch, ruhig und fair bleibt.

Und genau so wünschen wir uns doch auch die Beziehung zu unserem Hund: nicht als Kampf, wer „gewinnt“, sondern als Miteinander, in dem Vertrauen, Rücksicht, Kooperation und Freude im Vordergrund stehen.

Was wirklich fehlt: Perspektivwechsel

Bevor Du Dich also selbst geißelst, weil Du angeblich nicht „ruhig und sicher genug“ bist, stell Dir eine Frage:

Sind die Ansprüche, die andere an Dich und Deinen Hund stellen, überhaupt sinnvoll?

WIE sollst Du Dich selbst ruhig und sicher fühlen in einer Welt, in der Verunsicherung an der Tagesordnung ist und auf allen möglichen Kanälen geschürt wird?

WIE sollst Du das machen? WIE sollst Du Dich verändern? Einfach so? Du kannst ja nicht mal eben so Deine Erfahrungen, Deine Gefühle und Deine instinktiven Reaktionen abstellen.

Es lohnt sich sicher, zu hinterfragen, ob die an Dich heran getragenen Ansprüche sinnvoll sind.

In meiner Wahrnehmung fehlt in unserer Gesellschaft sehr oft etwas ganz anderes: höfliches Benehmen und gegenseitige Rücksicht.

Das gilt auf der Straße genauso wie im Hundetraining. Es geht nicht darum, der „Chef“ zu sein, sondern Verantwortung zu übernehmen und zwar so wie ein Familienoberhaupt: ruhig, klar, liebevoll und respektvoll.

Warum Ruhe sich nicht auf Knopfdruck einstellt

„Du musst ruhig und sicher sein.“ klingt gut, oder? Nur: So funktioniert kein Mensch.

  • Ruhe ist kein Schalter, den Du umlegen kannst.
  • Gelassenheit entsteht nicht durch guten Willen, sondern durch Erfahrung.
  • Sicherheit wächst nicht durch Parolen, sondern durch Üben und Erleben.

Wenn Dein Hund und Du noch nie erfahren habt, wie es sich anfühlt, gelassen im Alltag zu sein, wie sollt ihr sie dann einfach so abrufen?

Wie sollst Du ruhig und gelassen sein oder bleiben, wenn Dir auf allen möglichen Wegen gesagt wird, wie Dein Hund bitte sehr zu sein hat und dass Du bitte sehr dafür zu sorgen hast, dass Dein Hund diese (häufig völlig irrigen) Ansprüche erfüllt?

Genau hier setzen viele vermeintlich gut gemeinte Empfehlungen an der falschen Stelle an.

Und dann wieder so ein Anspruch: “ Du musst ruhig und sicher sein“. Ein Anspruch, der – so im Raum stehen gelassen – einfach nur Druck erzeugt.

Der Schlüssel: Selbstwirksamkeit & Tellington TTouch®

Die gute Nachricht: Es gibt einen sanften, wirksamen Weg, wie Dein Hund und Du Ruhe und Gelassenheit tatsächlich erleben könnt. Schritt für Schritt, einfach, schnell zu lernen und mit einer positiven Wirkung auf vielen Ebenen.

Die Tellington TTouch®-Methode ist mehr als eine Trainingsmethode. Sie wirkt gleichzeitig auf Körper, Geist und Emotion bei Hund und Mensch.

  • Während Du Deinen Hund auf die besondere Art, mit den TTouches, berührst, kommst Du automatisch mehr bei Dir selbst an. Ihr profitiert Beide von den TTouches.
  • TTouch verändert nachweislich Gehirnwellen und Herzkohärenz mit dem Ergebnis, dass Dein Nervensystem Ruhe findet, Klarheit gewinnt und neue Entscheidungsmöglichkeiten eröffnet.
  • Durch diese Erfahrungen spürst Du: „Es ist möglich, gelassen zu sein.“

Das ist der Unterschied zu Parolen. Statt Dir etwas „abzuverlangen“, ermöglicht TTouch Dir und Deinem Hund echte Selbstwirksamkeit.

Dabei geht es nicht nur um besondere Berührungen, sondern auch darum, wie Du Deinen Hund in Balance bringen und führen kannst. Mit einer Leichtigkeit, Respekt und Freude, die weit entfernt ist von Strenge und Härte, die leise ist, gegenseitiges Vertrauen und Kooperation fördert.

Ein Beispiel aus der Praxis

Heute Morgen, Hundebegegnung. Viele würden in so einer Situation Futter einsetzen, um den Hund abzulenken und an der Begegnung vorbei zu füttern.

Mein Hund aber hat mir etwas anderes gezeigt, nämlich, was wir stattdessen üben:

  • Er hat den Blick abgewendet.
  • Den Blickkontakt kurz unterbrochen.
  • Einen leichten Bogen gelaufen.

All das sind höfliche, klare Kommunikationssignale. Kein Wegdrücken von Emotionen, kein Ablenken, kein „Chef sein müssen“. Sondern ein respektvoller, höflicher Umgang, wie ihn Hunde von sich aus nutzen.

Und das fühlt sich für uns beide richtig an. Die meisten Hunde wählen einen friedlichen, deeskalierenden Umgang, wenn sie die Möglichkeit haben.

Fazit: Weg mit den Parolen, her mit erlebbarer Ruhe

Parolen wie „Du musst der Chef sein“ oder „Du musst Ruhe ausstrahlen“ bringen weder Dich noch Deinen Hund weiter. Sie erzeugen Druck, Unsicherheit und das Gefühl, nicht genug zu sein.

Was Deinen Hund und Dich wirklich stärkt, sind Erfahrungen: kleine, leicht umsetzbare Schritte, in denen Ihr gemeinsam spürt, wie Ruhe, Gelassenheit und Balance möglich sind.

Mit TTouch entsteht diese Erfahrung ganz nebenbei, in Berührungen, im Alltag, im Miteinander. Du wirst klarer, Dein Hund wird entspannter, und Ihr findet gemeinsam ins Gleichgewicht.

Denn wahre Führung bedeutet nicht Härte.
Sondern Herz, Klarheit und Respekt.

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Du bekommst von mir konkrete Impulse, wie Du Eure Balance stärkst – und wir schauen, ob und wie ich Euch auf Eurem Weg unterstützen kann.

Fotos: Hanna Lauterjung-Basler

„Mein Hund ist halt so“

Abgestempelt

Mit dieser Annahme, „mein Hund ist halt so“ verwehrst Du ihm, sein wahres „Ich“ zum Vorschein zu bringen und sein Potential auszuschöpfen. 😔

Gleichzeitig erteilst Du einem entspannten Leben mit Deinem geliebten Hund eine Absage. 😟

WIE SCHADE!

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Erstverschlimmerung

Beitragsfoto: kelsey-mirehouse-aMR3mg_BisE-unsplash.jpg

Aus der Reihe: Warum Training – scheinbar – erfolglos ist

Szenario:

Du möchtest eine App auf Deinem Handy öffnen. Dein Handy zeigt keine Reaktion. Du tippst noch einmal, vielleicht hast Du das Display nicht richtig getroffen.

Keine Reaktion.

Du tippst wieder und wieder, in immer schnellerer Frequenz.

Und plötzlich öffnet sich die App.

Deine Lernerfahrung:

Du musst nur oft genug tippen, dann erreichst Du Dein Ziel.

Am nächsten Tag zeigt Dir jemand, der sich damit auskennst, dass Du einfach ganz leicht tippen kannst, einen kleinen Moment wartest und schon öffnet sich die gewünschte App.

Nun hast Du eine neue Lernerfahrung gemacht. Du hast etwas anders gemacht als vorher und bist noch schneller zum gewünschten Ergebnis gekommen.

Wenn Hunde unerwünschtes Verhalten zeigen und wir anfangen, es ab zu trainieren, kann es passieren, dass zunächst das unerwünschte Verhalten umso heftiger oder in neuer Intensität gezeigt wird.

Bisher hat der Hund die Erfahrung gemacht, dass sein (für Dich unerwünschtes) Verhalten zum Erfolg geführt hat.

Vielleicht haben dein Hund und Du bereits seit Jahren ein eingefahrenes Verhaltensrepertoire. Plötzlich beginnst Du, anders zu reagieren als vorher üblich und die für Deinen Hund gewohnte Reaktion bleibt aus.

Dein Hund merkt, dass seine bisherige Reaktion nicht zum gewünschten Erfolg führt und versucht wahrscheinlich durch Verstärkung der Reaktion doch noch zum Erfolg zu kommen und die gewohnte Reaktion zu provozieren.

Erst wenn auch das verstärkte Verhalten nicht (mehr) zum Erfolg führt, wird Dein Hund anfangen zu überlegen, was er stattdessen tun kann um wieder zum Erfolg zu kommen.

Da ist es gut, wenn Du weißt, dass jede Verschlechterung am Anfang des Trainings gut ist und es drei bis vier Wochen oder länger dauern kann bis Dein Hund lernt, dass sich Erfolg zukünftig durch anderes Verhalten einstellen wird.

Was unerwünschtes Verhalten ist, bewerten verschiedene Menschen unterschiedlich. Unerwünscht ist sicherlich alles, was Eure Sicherheit gefährdet oder die öffentliche Ordnung stört.

Dabei hilft Euch die richtige Strategie mit Konzentration auf das erwünschte Verhalten und dessen konsequente positive Bestätigung.

Zeigt Dein Hund unerwünschtes Verhalten? Überlege, wie er sich statt dessen verhalten soll. Was kann er tun, damit sein Verhalten erwünscht ist?

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